Rhein Radweg Video
Hab meine kleine GoPro mit eingepackt und parallel hier & da laufen gelassen. Ein ~12,5min Video (quasi 1 Minute für 100km) kam dabei raus.
Der Rheinradweg
Wenn sich den schon eine Lücke in dem Wetter Chaos ergibt, dann muss man sie nutzen dachte ich mir. Ich habe einige der größeren Touren in der letzten Zeit abhacken können, aber eine „quer durch Deutschland“ Tour blieb noch offen – der Rhein Radweg. Ich fing in Lindau am Bodensee an und hab mir das Ende eher offen gelassen. Je nach Fortschritt, Wetter etc. war ich auch bereit am Ruhrpott Schluss zu machen. Letzten Endes lief aber alles problemlos ab und ich habe die Küste locker erreichen können.
Bodensee
Mit der Bahn bis Lindau war es ab München absolut problemlos. Dort eine kleine Runde durch die Stadt und endlich auf dem Weg. Schade das das Wetter nicht ganz mitspielte, der Blick über den Bodensee muss sonst grandios sein. Ich folge der Route entlang des Bodensees bis Meersburg. Unter normalen Umständen hätte ich gerne das Zeppelin Museum gesehen, aber man hat ja einen engen Zeitplan. In Meersburg knapp die Fähre bis Konstanz erwischt – die paar Km um den See rum wollte ich mir ersparen. Hier ging es wieder meist direkt am Bodensee bzw. später am Rhein westlich entlang.
Baden Württemberg
Ich meine mindestens drei Mal habe ich die Schweiz rein und wieder raus betreten dürfen. Unterwegs kurz vor der Grenze noch das nötigste für den Tag an Snacks gekauft. Man kennt ja die Schweizer Preise. Den vielen Schweizer Fahnen nach, die man über dem Fluss sieht, sind die Schweizer auch ein sehr stolzes Völkchen (und warum auch nicht). Der Weg ist eins der wenigen Abschnitte bei dem es doch ordentlich rauf und runter ging. Wetter wurde in laufe der ersten Tage besser und blieb bis zum Schluss auch so. Also radelte ich entspannt zwischen Wäldern, den Rhein, Weinbergen und kleinen & schicken Städtchen bis Basel. Leider war Samstagnachmittag und noch dazu eine Oldtimer Rally – damit war die Innenstadt absolut dicht und ich hatte in der kurzen Zeit nicht viel sehen können. Wieder drehte sich die Fahrtrichtung und es ging endlich nordwärts!
Nach Norden / Oberes Mittelrheintal
Ich glaube nach Basel kam der schönste Abschnitt – fast durchgehend am Rheinufer oder auf dem Damm und Natur pur. Es war an sich problemlos ein Camping Platz zu finden – nur manchmal musste ich noch kurz vor dem Abend ordentlich in die Pedale treten um einen zu erreichen. Nebenbei war Straßburg an sich die schönste Stadt, die ich unterwegs gesehen habe. Sogar die Franzosen waren für ihre Verhältnisse weniger arrogant (glaube ich zumindest).
Mainz hatte ebenfalls einen schönen und ansehnlichen Stadtkern. Ab hier wurde es deutlich voller und die Industrie Gebiete am Ufer nahmen zu. Dann war ich schon am Mittelrhein und der angeblich schönsten Strecke von ca. 50km bis Koblenz. Wäre nicht die laute & staubige Straße gleich daneben, könnte man als Fahrradfahrer zustimmen. Die Temperaturen erreichten an diesen Tagen bereits weit über 30 Grad, was doch irgendwann an die Substanz ging. Am Abend in Andernach musste ich eine bittere Lektion lernen: ein Campingwagen Stellplatz ist kein Campingplatz! Es hat nämlich keinerlei sanitäre Anlagen und keine Zeltwiese. Völlig fertig habe ich mein Zelt auf dem Rasenstück aufgebaut. Paar Leute haben zwar neugierig zugeschaut, aber keiner traute sich etwas zu sagen. Vorher habe ich mir noch eine Dusche im Fitness Center erschwindelt / erlogen um den Dreck & Staub der Straße abzuwaschen. Auf solchen Touren muss man manchmal echt dreist werden.
Ruhrpott
Bis jetzt habe ich in diesem Eck Deutschlands nichts gesehen und war auch einigermaßen gespannt. Nun – Bonn war schon mal nicht der Kracher. Doch reichlich provinziell verglichen mit den anderen Städten. Da ist Berlin doch die bessere Wahl. Die Temperaturen haben mittlerweile 33-34 Grad erreicht während ich durch Industriegebiete Richtung Köln & Düsseldorf fuhr. Wie immer habe ich irgendwo zwischen der runtergeladenen Navi Route und den Schildern den Überblick verloren und irgendeine Abbiegung Richtung Rhein verkackt, so dass ich quasi in direkt nach Köln fuhr. Ich glaube kaum dass ich etwas Entscheidendes verpasst habe.
In Köln war es mir zu voll, laut, hektisch und heiß und ich habe mich mehr oder weniger nach einer Currywurst direkt weiter verzogen. Ähnlich uninspiriert ging es bis Düsseldorf. Schwachsinnige Umfahrten, gesperrte Stecken etc.; warum soll es den Fahrradfahrern besser (als den Autofahrern) gehen war hier wohl die Devise?! Bis Duisburg wollte ich eigentlich nur möglichst schnell durchfahren. Nach 500km +/- auf ruhigen Strecken im Süden war mir das Eck einfach nicht attraktiv genug.
Spätestens in Köln war klar dass ich hier nicht aufhöre, sondern die Strecke ganz bis zur Küste fahren werde. Alles andere hätte sich falsch angefühlt.
Der Norden / Niederlande
So 20-30km nach Duisburg – der Spruch „hier möchte man nicht mal begraben werden“ liegt nahe – ändere sich die Landschaft mal wieder. Es wurde ruhiger, ländlicher, sauberer und interessanter. Xanten war hier definitiv ein Highlight. Bei Emmerich am Rhein hatte ich meine ersten 1000km auf einer Tour (dies Jahr) – hier war wirklich ein Bier fällig. Und weil die Niederlande wirklich paar Kilometer weiter lagen, fuhr ich bis Arnhem durch. Man merkt echt den Unterschied – die Leute wirken entspannter und lässiger. Diese „verbissene“ Haltung der Deutschen fehlt fast gänzlich. Und die Städte / Häuser sehen einfach nur geil aus.
Die Atmosphäre wirkte auch auf mich und so ließ ich mit den Entfernungen pro Tag deutlich nach. Ich rollte entspannt bis Dordrecht und blieb dort – Campingplätze scheinen in den Niederlanden an die 12€ zu kosten. Die letzten 30km bis Rotterdam hob ich mir für den Morgen auf.
Rotterdam / Küste
In Rotterdam kann man ebenfalls relativ günstig auf dem stadtnahen Campingplatz übernachten. Die Innenstadt – größtenteils sehr modern – hat man in einem Nachmittag durchaus sehen können. Ich glaube die Market Hall hat mich am meisten beeindruckt.
Tag drauf das große Finale – ich meine lockere 35km später rollte ich auf dem Damm von Hoek van Holland & damit dem Finale rum. ~1240km von Lindau entfernt & gute Laune pur. Da alles mal wieder viel zu schnell vorbei war, entschied ich mich die übrige Zeit gut zu investieren. Ich rollte noch einen Tag an der Küste Richtung Amsterdam und verbrachte schließlich noch 2,5 Tage in der Stadt selbst. In Amsterdam standen ca. 1340km auf dem Garmin – frage mich selbst wie die Zeit & Strecke so schnell vergehen konnten. Hatte sehr viel Glück mit dem Wetter und an sich keinerlei Probleme mit den Unterkünften.
Rückfahrt
Von Niederlanden aus war es den Bahn Mitarbeitern nicht möglich eine Fahrt heim – wegen des Fahrrads – zu buchen. Sie scheiterten kläglich an dem grenzdebilen DB Fahrrad buchen/reservieren in der IC’s – was soll man dazu noch sagen? Letzten Endes ging es mal wieder im Flixbus für 50€ über Düsseldorf heim.
Fazit
Eine absolut geile Strecke & Tour. Ruhig und voller Abwechslung – bis auf eher industrielle Ecke zwischen Köln-Duisburg. Es ist wirklich eine Tour die einen quer durch Deutschland und am Rande von der Schweiz, Frankreich und Niederlanden führt. Was will man mehr.
Equipment: Neu war meine zweite & große Powerbank (mit Solar) die sich bestens bewährt hat.
Genauso wie mein neuer Schlafsack – Deuter Orbit +5 – ich war durchgehen zufrieden. Weiß nicht warum einige zicken. Nur im T-shirt geschlafen und nicht gefroren. Das Packmass ist allerdings größer.
Der Kocher hat wieder volle Arbeit geleistet; mittlerweile ein echter Fan & Gläubiger geworden.
Etwas lästig war da das nasse Zelt in der Früh. Ich meine es war das Kondenswasser. Ich habe meist irgendwo mittagsrum alles kurz ausgebreitet & schnell während einer Pause trockenen lassen. Da lässt sich erstmal nichts machen.
Etwas komisch kommt einem auch mittlerweile die Zeltplatz bzw. Campingwagen Zeltplatz Aufteilung vor. Über 95% Campingwägen & Dauergäste und <5% – meist am Rande – für die Zeltplätze (wo man dann auf einander hockt wie blöd). Vielleicht sollte man da die Policy doch überdenken.
Best Moment: Irgendwo hinter Straßburg habe ich weit vor 7 Uhr angefangen zu fahren; es war ein geiler Sonnenaufgang & Atmosphäre direkt am Rhein. Der zweite Moment war nach einem „Space Muffin“ im Moco Museum wo ich mir Street Art & Banksy auf eine besondere Art rein gezogen habe 🙂