Oder-Neiße-Radweg
Manchmal muss man es einfach tun und nicht ewig vor sich hin schieben. So war es bei mir und der Idee mal die Oder-Neiße Fahrradtour zu machen. Die Homepage und Wegbeschreibung klang vielversprechend und sprach von 8 Tagen (7 ab Zittau). Noch schnell eine Isomatte & Wasserdichte Tasche gekauft und es konnte losgehen. Rest lag eh rum und bereit für die erste längere Bike Erfahrung inklusive Zelt. DB bring einen für fast 50€ nach Dresden wo es beginnen sollte. Vorher bin ich eher schnell & mit wenig Gepäck mit dem Cyclocross Fahrrad samt Gepäckträger gefahren. Diesmal hatte ich schon deutlich mehr dabei und dachte dass es mich eher verlangsamen wird.
Sieben Stunden späte war ich in Dresden und einem Hostel. Noch vor dem Wecker schrie draußen auf der Straße in der Äußeren Neustadt irgendein Ruskie seine Sorgen morgens um 6 Uhr raus. Gut, dann eben etwas eher los. Pünktlich um 7 Uhr war ich bereits am Radeln. Als erstes wollte ich die Geschwindigkeit & Gewicht auf dem Weg bis Zittau austesten. Plan war nach 90km in Zittau auf dem Camping Platz zu schlafen. Leider war ich dort bereits um 12:30 angekommen. Vielleicht verlor wegen dem extra Gepäck ich im Schnitt ~2km, die aber kaum eine Rolle spielten.
Der wilde Osten
Die Stadt an sich – mit dem Luxus sanierten Kern – hatte wenig zu bieten, so dass die Weiterfahrt die logische Schlussfolgerung war. Nach 18 Uhr rollte ich irgendwo vor Rothenburg auf einen fast leeren Campingplatz ein. Lief besser als gedacht. Erste Nacht im Zelt und erstes Fazit: ein Kopfkissen muss her.
Tag zwei wurde etwas länger weil ich bereits am dritten Tag in Stettin sein wollte. Familie, die ich seit über 15 Jahren nicht gesehen habe, hatte eine Party am Abend laufen. Wäre doch schön wenn ich vorbei kommen könnte hieß es. Also wurden es am Ende fast 200km incl. Eines kleinen Shisha Stops in Frankfurt an der Oder. Der Weg war einfach fantastisch; perfekt ausgebauter Fahrradweg genau an der Grenze entlang. Ruhig, gut gepflegt, menschenleer und damit ideal zum heizen. War nicht so das man unterwegs viel sehen konnte. Hier und da wirklich schöne Orte und Städtchen, aber auch sehr viel Leerstand. Jungäre Menschen waren kaum zu sehen. Ich nehme an in die größeren Städten zwecks Arbeit hin gezogen und bestenfalls am Wochenende heim.
Am dritten Tag rollte ich in Stettin ein und verbrachte einen angenehmen Abend. Tag drauf eine Runde durch die Stadt. Ruhetag..alles außer Fahrradfahren. Chillen, rumlaufen, Essen für drei und paar Bier an der Oder. So sollte ein Sonntag sein. Die Stadt hat sich verändert. Die Umgebumg um den Hafen rum wurde wirlich schön ausgebaut und erlaubt entspannten flanieren. Die Stadt nähert sich der Oder an – wer hätte das gedacht.
Am letzten Tag kam mir leider meine nicht immer gründliche Art in die Quere. Geplant war bis Uckermünde zu fahren, dort um 11:30 die Fähre zu erwischen, entspannt mit paar Bier den Stettiner Haff zu überqueren und die letzten Kilometer bis zur Küste & Ostsee zu radeln. Leider habe ich eine Fussnote übersehen die besagte das die 11:30 Fähre nur während der Sommerferien fährt. Die nächste war vier Stunden später. Zu der Zeit sah ich mich bereits am Strand also Radelte ich mal wieder los. Zu diesem Zeitpunkt lernte ich schon mal den Unterschied zwischen der Oder-Neiße-Radweg Strecke und er kommenden Ostseeküsten Straße. Scheiß Wege, Pflastersteine, Waldabschnitte, Sand & Lehm Boden. Meine ~20kmh pro Stunde gingen schnell flütten.
Die Ostsee
In Swinemünde angekommen, konnte ich beim besten willen keinen Unterschied zum Osten feststellen. Die Preise haben sich auf das Deutschland Niveau angepasst. Die Stadt war voller Ossis und ich meine die Sorte „50 shades of Rentnergrau inclusive Socken in den Sandalen“ Ossis. Zumindest blieb das Bier im Laden auf einem anständigen Level.
Ich habe innerhalb von vier Tagen fast 615km geschafft, was selbst für meine Verhältnisse deutlich zu schnell war. Man wird einfach sehr früh im Zelt wach. Weit vor 7Uhr war ich in der Regel schon auf dem Rad und schafte so locker bis 17-18 Uhr mit Pausen die ~150km. Und diese Tour habe ich derart lange als „irgendwann werde ich das mal machen“ vor mich hin geschoben? Dieser Radweg ist wirklich nur zu empfehlen. Wer relativ schnell und abseits der Massen (etwa auf dem Donauradweg) etwas erleben möchte ist hier richtig.
Shit.. das konnte nun wahrlich nicht das Ende sein. Es musste weiter gehen. Ich wollte noch unbedingt paar Tage weiterfahren und die 1000km Marke überschreiten. Westwärts an der Ostsee sollte es weiter gehen. Was es dann auch tag.