Nach fast zwei Wochen Rajasthan wurde es Zeit für den Norden: Amritsar, Dharamsala incl. Dalai Lama Lesung und schliesslich Kashmir standen bevor. Ich hab Rajasthan etwas hektisch angepackt, nun war es Zeit für mehr Ruhe & längere Aufenthalte.
Wie gewöhnlich rollte der Bus (diesmal ein Sleeper Platz) um ~5:30 in der Früh in Amritsar ein. Das übliche und schon oft praktizierte Spiel began: erst einen Masala Tee holen, den TukTuk Fahrern wegen „ohhh so far away“ etc. ins Gesicht lachen, über booking.com gebuchtes Hostel suchen & an die Tür hämmern. Der Hausboy wachte auf, ließ mich rein und wir schliefen noch ne Runde zusammen in der Lobby bis das Hostel aufwachte.
Amritsar
Die Stadt selbst ist bis auf die Altstadt / Goldener Tempel eher chaotisch, eng und hässlich. Es wird grad viel an gepflasterten Strassen / Fussgängerzonen neu gemacht; leider verwandelt der Regen alles unfertige in einen einzigen Sumpf. Wie schnell doch auf 38 Grad an einem Tag der Dauerregen am nächsten kommen kann. Soviel zum Thema Monsun.
Die Anzahl der von mir in Indien gesehenen Tempeln hält sich locker im höheren zweistelligen Bereich, aber der Goldene Tempel war nochmal eine Klasse für sich. Mit etwas Hilfe von freundlichen Sikhs schafte ich es einen Turban zu drehen, da der Kopf im Inneren des Tempels bedeckt werden muss. Dann schnell barfuss mit der restlichen beachtlichen Menge an Pilgern / Besuchern rein.
Abgesehen von der eh schon umwerfenden Kombination aus Wasser, weissen Marmor und Gold, herrschte eine ungewöhnliche Ehrfurcht, Ruhe und religiuse Stimmung drin. Bin da eher zurückhaltend mit solchen Gefühlen, aber dieser Ort hat mich wirklich beeindruckt. Danach folgte ich den Pilgern zum gemeinsamen Essen im äußeren Bereich. Fürs Essen wird nichts verlangt, aber Spenden und Hilfe beim Waschen werden gerne angenommen. Da die Putzmanschaft recht vollzählig aussah, konnte ich nur ein bisschen mehr Spenden. Aber beim nächsten Mal mache ich mit – ich schwör!
Attari & Wagah Grenze
Und dann gab es da noch die Attari & Wagah Grenze zu Pakistan. Die Grenzschliessung / Herablassen der Fahnen artet auf beiden Seiten in eine abgedrehte und nicht ganz nüchtern nachvollziehbare Militärshow (irgendwas zwischen marschieren, posen, Stärke zeigen, mit den Füssen stampfen, Flage einholen & falten). Was das Publikum nicht weiter stört, denn die sind kräftig am singen, tanzen, klatschen und sonst wie Randale machen. Ziemlich abgedrehte und sicherlich einmalige gratis Show (bis auf die Kosten für TukTuk hin und her).
Ich glaube am Abend habe ich zum ersten mal in Indien Fleisch gegessen. Butter Chicken und Lamm Kebab..ich konnte einfach nicht nein sagen. In der Spelunke wurde ich noch von paar Indern – die an sich generell sehr offen und nett sind – zum Whiskey trinken eingeladen. Punjab gefiel mir immer mehr. Tag drauf nochmal zum Tempel (diesmal ins Innere) und endlich mit dem Bus (der mal eben zwei Stunden später fuhr) nach Dharamsala.
Dharamsala / McLeod Ganj
Mein Rajasthan Zeitplan war quasi darauf ausgerichtet, hier einen Tag vor der Lesung des Dalai Lama anzukommen. Ich wollte diesen beeindruckenden Menschen und Oberhaupt eines vertriebenen und im Exil lebenden Volkes wirklich gerne sehen & hören.
Die Registrierung incl. Pass ging schnell trotz der langen Warteschlangen. War echt nicht einzige der dabei sein wollte. Das Städtchen selbst ist ein beliebter chill out Ort für viele Traveller. An den Hängen zugebaut, mit Tibetflair, schöner Aussicht und authentischer Tibet Küche. Momos werden direkt auf der Strasse als finger food verkauf. Eine Thukpa (tibetanische Nudelsuppe) hatte ich auch das letzte Mal in Nepal auf der Annapurna Runde.
Tag drauf pünktlich auf 7 Uhr dann zum Tempel. Profis, Tibeter und asiatische Gruppen haben Tage vorher für sich ganze Bereiche reserviert. Also hockte ich mich mal mit dazu. Man sitzt auf dem Boden auf mitgebrachten Kissen (ich wollte das echt nicht glauben), kann mit einem Radio die englische Übersetzung hören und sich dank der mitgebrachten Tasse den von den Mönchen ausgeschenkten Buttermilch Tee geben lassen. So auf 8.30 erschien im Tempel seine Heiligkeit der 14 Dalai Lama (stolze 81 Jahre alt) mit Gefolge. Hier wird Charisma, Witz, Humor, Weisheit und Bescheidenheit zugleich gross geschrieben. Neben dem Dalai Lama selbst beeindruckte mich auch die Atmosphäre im Tempel und vor allem die Tibeter selbst. Alleine die Einleitung des Dalai Lama über das Leben, Emotionen, Ärger, negative Gedanken etc. war schon die ganze Reise wert. Mehr als einmal müsste ich nicken und beipflichten. Sollte sich jemals wieder eine ähnliche Möglichkeit ergeben, ich wäre sofort dabei. Es sollte über 4 Tage gehen, leider war für mich schon nach Tag Eins Schluss.
Schon einen Tag später spielte ich wieder indisches Roulette: würde der Dharamsala – Amritsar Bus um 6:00 Uhr in der Früh rechtzeitig ankommen, das ich den Flug nach Srinagar um ein Uhr Nachmittags erwische? Bei ca. 30€ für den Flug war mir das Risiko wert. Der Bus rollte echt mit ca 15min Verspätung in Amritsar ein und ich war die empfohlenen zwei Stunden eher am Flughafen da. Also jetzt endlich der Norden: Kashmir, Srinagar & Ladakh.
Video
Zum Schluss nochmal das GoPro Video – als visueller Fazit der ganzen Reise