Anfahrt Manaslu Circuit
Wie vereinbart & auf die Minute genau stand ich mit dem Guide vor dem Office und los gings zum Bus nach Dhading Besi & Arughat Bazar. Der erste Bus kurz vor 6 Uhr war klassisch Nepal. Drehte erst mehrere Runden durch die Stadt, weil der Bus nicht voll genug war. Fünf Passagiere später ging es dann langsam raus aus der Stadt. Zwischendurch blieb der Bus mal gerne stehen, vor allem wenn der Fahrer oder der Geldeintreiber dazu Bock hatten. Mal noch was einkaufen, mal ein Tabak Röllchen, mal ein kurzes Wiedersehen mit Familie / Bekannten etc. Lautstarke Proteste der Fahrgäste gingen beiden am Arsch vorbei.
Zumindest war die Straße im relativ guten Zustand. Gegen 10 Uhr waren wir in Dhading und stiegen zur Weiterfahrt um. In einen Lastwagen. Auf die Ladefläche. Mit seeeehr vielen anderen Leuten. Was kam, war die beschissenste Fahrt meines Lebens: 5,5st (mit Pausen) für ca 40km. Obwohl ich froh und überrascht bin, dass der Truck diesen Schlamm Weg hoch kam. Ich wurde ordentlich durchgeschüttelt, bin mehrmals gegen die Seitenwände geflogen, bekam Krämpfe in den Händen vom festhalten, war dreckig und müde. Einer Erlösung gleich, rollten wir in Arughat Bazar ein. Reisen in Nepal während der Monsunzeit..kommt auf meine No Go Liste (und zwar ganz oben).
Der Manaslu Trail
Wie beim letzten mal gleich los gelaufen, um von Allem weg zu kommen. Nach über 1,5st war in Arkhet Bazar am ersten Tag Schluss. Schnell die Klamotten durchwaschen, ein Dal Baht zum Abendessen, ein Bier zusammen mit dem Guide und ab ins Bettchen. Vor mir lagen dem Plan nach die Manaslu Runde mit dem Larke Pass (5110 hm), weiter auf der Annapurna Runde und der Thorong La (5430 hm) und ggf. endlich mal Annapurna Basecamp Trek mit ca. 4150 hm. Fast ein Monat in den Bergen mit dem Rucksack auf dem Rücken. Kräfte, Ausdauer und Motivation vorausgesetzt.
Manaslu Trek selbst wird als ein der schönsten in Nepal geführt; nach 12 Tagen schliesse ich mich der Meinung an. Relativ enges & grünes Tal am Fluss entlang. Links und rechts immer wieder schöne Wasserfälle die ins Tal fallen. Zum Teil ist der Weg (oder eher Singletrail) in die Felswände rein gehauen. Wie sehr habe ich mir nach der Annapurna Runde 2014 eine Art Zeitmaschine gewünscht; die dort gebaute Straße hat vieles kaputt gemacht & diesen Trek schon sehr entzaubert.
Nun – mein Wunsch ging eher mit Manaslu in Erfüllung. Dort gibt es (noch) keine Strasse, alles wird wie früher per Pferd oder Yak hoch getragen. Ergebnis sind voll geschissene Pfade, Ausweichmanöver vor 20 Pferden oder Yaks und von Anfang an teurere Preise.
Trekking Pfad
Beim Pfad selbst musste man dauernd aufpassen. Vielleicht wegen der (noch) Regensaison in September (Regen fast jede Nacht so ab 19 Uhr) waren die Pfade voller Wasser, Schlamm und Moos und damit verdammt rutschig. Am zweiten Tag flog ich nach einem Ausrutscher beinah in den Fluss. Es blieb nur beim arg ramponiert Arsch, aufgerissener Hose und einem Ausflug zum Fluss um die Sonnenbrille und den Stock zu holen. Gut..das hat mein Guide erledigt. Wie gesagt..Steinstufen + Wasser = rutschig!
Auf dem Weg selbst begegnet man kaum anderen Trekkern. Ich glaube ich habe insgesamt 6 andere Personen getroffen. In den ersten zehn Minuten auf der Annapurna Runde in Dharapani sah ich weit mehr davon. Die Lodges sind deutlich rustikaler wobei Strom, WiFi und ggf. warme Dusche durchaus vorhanden sind (zu saftigen Preisen natürlich).
Manaslu Runde wird in der Presse auch gerne als Landslide Land genannt. Der Pfad war immer wieder durch Erdrutsche unterbrochen. Zum Teil musste man ganz zum Fluss runter & wieder hoch um 50m zu umgehen. Insgesamt ist der Weg selbst alles andere als leicht. Unaufmerksam durch die Gegend latschen ist nicht. Durch die Umwege und den schwierigen Pfad kommen die Zeitangaben der Reisebücher kaum hin. Vor allem die ersten Tage sind ein exzessives rauf und runter. Wurde ab Tag Vier aber deutlich besser bzw geradliniger.
Im Gedächtnis geblieben ist mir vor allem der zweite Tag. Ich habe im Leben noch nie soviel geschwitzt; es ran einfach an mir runter. Es war einfach heiß und schwül. Der Regen am Abend war zum Teil echt angenehm, wobei zwei Tage später mit der Höhe auch das Wetter wander freundlicher wurde.
Unterwegs
Noch was fiel mir recht schmerzhaft auf – durch das wegschmelzen von meinem Speckring unterwegs (ich schätze so 6-8 kg in den ersten Reise Monaten verloren) sass der Rucksack schlecht auf den Hüften. Eher halb auf dem Arsch, egal wie oft ich die Schulterriemen hoch zog. Dazu die ganz warmen Sachen immer noch im Rucksack plus ca. zwei Liter Wasser dabei. Mit mehr Kleidung wurde es besser, allerdings erst viel später (und nachdem ich paar Sachen liegen ließ). Nicht das Ich wieder fett werden will.
Der Pfad bietet aber auch diese schönen Überraschungen; man geht ums Eck oder die letzten Stufen hoch und blickt auf einmal auf weiße Gipfel oder ein neues schönes Tal. Dann passt alles wieder und die Strapazen sind schnell vergessen.
Die Nähe zu Tibet wird schnell sichtbar. Fahnen, Gompas, Mani Wälle und die Kleidung der Bewohner und damit der volle Tibet Flair – ich glaube die Bevölkerungsgruppe nennt sich Gurung und/oder Thakali – dominiert auf den höheren Passagen. Immer wieder schön zu sehen. Bei den Alten frage ich mich schon was für Zeiten sie noch erlebt haben. Manaslu Trek wurde erst Anfang der 90er eröffnet, Mustang erst vor gar nicht so langer Zeit.
Als ein Amüsement darf man die vielen Marihuana Felder links und rechts vom Weg ansehen. Leider ca. ein Monat zu früh um was nützliches draus machen zu können; etwa ein Pfeifchen zu stopfen. Die Felder werden sogar auf den offiziellen Karten ausgewiesen (lol).
Larke Pass
Zurück zum Trail: mittlerweile in Sama (~3500hm) der übliche Akklimatisierungs-Tag, also ein Ruhetag den man mit Hochlaufen verbringt. Wir sind rauf zum Manaslu Basecamp auf ca. 4900 hm hoch. Hat wohl gut getan, weil ich mit dem Larke Pass später keinerlei Probleme hatte. Nach Sama zwei kurze Wandertage bis Dharamsala, von wo der Pass in Angriff genommen wird. Die einzige Lodge oben ist als rustikal eigentlich nicht mehr zu bezeichnen. Drecksloch mit begrenzter Kapazität trift es eher. Man verbringt frierend fast den ganzen Tag im Ess- / Aufenthaltsraum und klagt über das schlechte Wetter (Wolken, schlechte Sicht, Regen etc.) Nach einer eher kurzen & unruhigen (und kalten) Nacht, sammelt man sich auf 4:30 Früh zum schnellen Frühstück.
Der Rest wie gehabt. Relativ stetig aufsteifender Pfad, lediglich von Zeit zur Zeit mit hohen Stangen markiert. Nach einem Schneefall wäre die Sache aber echt nicht witzig gewesen. Die erste Stunde noch mit Stirnlampen ehe es gegen 5:45 in der Früh heller wurde. Weiter hoch zu einem Teestand – allerdings schliefen noch die Jungs noch im Zelt. Blieb halt beim Schokoriegel und kaltem Wasser. Durch Nebel / Wolken sah man erstmal nicht viel. Später klärte es sich ein wenig. Massive Bergipfel wurden um uns herum deutlich. Wir mitten drin in einer Steinwüste. Keine 3st später waren die 650 Höhenmeter auf ein Mal vorbei. Eine Tafel, viele Fahnen, zusammengefallene Hütte..alles da. Im leichten Schneefall und wohl Minusgraden machten wir die üblichen Fotos und schoben nach ca. 20 min nach unten ab. Erst recht steil, dann angenehmer ging es nur noch nach unten. Unterwegs noch an paar Yak und Pferdekarawanen vorbei, die die Versorgung der oberen Region nach Larke Pass sicher stellen. Es ist wohl günstiger von der Annapurna Seite her nehme ich an.
Runter zur Annapurna Runde (Dharamsala)
Insgesamt knapp über 6 st & 1400hm nach unten um in Bimtang direkt in die Dusche zu latschen. Dabei war es erst knapp nach 11 Uhr. Ist doch schön wenn man früh aufbricht oder? Sachen waschen, lesen, schreiben & viel Tee trinken..mehr hat keiner gemacht. Zumal es schon Nachmittags ordentlich zu Regnen anfing.
In der Nacht wurde es noch heftiger – ab 5 Uhr in der Früh war ich wach und live dabei. Hatte Zeit um zu überlegen was man tun soll. Regen abwarten, nur kurz gehen..bleiben?! Und dann Punkt 7 Uhr hörte es einfach auf. Was blieb, waren weitere 1700hm nach unten im Matsch, Schlamm, Wasser und Scheisse. Sowohl Yak wie Pferdedung schön verteilt über den Pfad. Jeder von uns rutschte mehrmals ordentlich ab. Vielleicht lag es auch am Tempo – ich wollte nur noch runter & in Dharapani auschecken. 12 Tage waren genug. Trotz all der abwertenden Haltung gegenüber Annapurna Trek – etwas Komfort (warmes Wasser, günstigere Preise, wifi und Kuchen) schadet auch in den Bergen nicht.
Abschluss der ersten Runde
Zum Schluss gab es noch etwas Nepali Schwachsinn on top dazu. Es wird ab Dharapani wohl eine Strasse nach Tilije gebaut. Auf die übliche schwachsinnige Art und Weise! Erde von oben wird nach unten Richtung Fluss runter geworfen. Damit vor allem auf jegliches Grass, Bäume, Büsche die letzten Endes auch die Erde zusammen halten. Noch nicht mal im Betrieb gab es schon mehrere Erdrutsche von beiden Seiten. Wie blöd kann man eigentlich sein!?
Am Abend im New Tibet Hotel in Dharapani gab es nochmal ein Bier, Trinkgeld und die Androhung von roher Gewalt, wenn sich der Ex-Guide nicht neue Wanderschuhe davon kauft. Bis auf die hohe Eintrittsbarriere war es eine super Trek. Nahtlos an der Annapurna weiter hatte auch was positives an sich. Ein wenig das alte „was ist gleich, was ist neu oder anders“ Spiel. Kann es nicht bis zum ersten Apple Pie abwarten.
Video
Zum Schluss nochmal das GoPro Video – als visueller Fazit der ganzen Reise